Wer einen Garten hat, kann genau das Obst und Gemüse anpflanzen, was ihm oder ihr schmeckt. Auch wenig bekannte oder seltene Obstarten lassen sich anpflanzen. Dies bietet die Chance, selbst Delikatessen herzustellen, die es nirgendwo zu kaufen gibt. Mit einem Blick in die Gärten von Hans Bressan und Dietmar Goldbeck erfahren wir von zwei sehr unterschiedlichen Ansätzen, mit denen sie an ihren Garten und ihre Ernte herangehen.
365 Tage Ernteglück
Hans Bressan und seine Frau Anne waren vor 61 Jahren mit die ersten in der Kleingartenanlage Am Schellenberg. Damals war alles nur Grabeland – Lauben, Strom und fließend Wasser gab es noch nicht. Seitdem hat sich viel verändert.
Jeden Tag ist Hans Bressan im Garten: Drei Stunden morgens, drei Stunden nachmittags. Obst und Gemüse einkaufen? Das brauchen sie nicht. Über das ganze Jahr pflanzt und erntet das Ehepaar auf der eigenen Scholle. „Wir ernähren uns nur vom Garten“, sagt der 87-Jährige und zählt auf: Kohlrabi, Blumenkohl, rote Beete in mehreren Sorten, gelbe, grüne und schwarze Bohnen, Erbsen, Tomaten, Lauch, Mangold, Gurken, Zucchini, Kürbis. Im Garten zu finden sind auch Beerensträucher und Obstbäume, die ziemlich zuverlässig reiche Ernten abwerfen. „Bis zum März haben wir was davon“, sagt Bressan und zeigt auf die alte Apfelsorte Ontario, die übrigens schon seit 70 Jahren besteht und damit der älteste Obstbaum in der Anlage ist.
Neben zwei Gewächshäusern, in denen Cocktailtomaten und Gurken wachsen, bauen sie in einem Hochbeet mit herunterklappbarem Fenster Salate, Fenchel und Kohlrabi an, die Hans Bressan auch im Winter ernten kann. Wie das funktioniert? „Ich stelle diese roten Grablichter hinein und mache Tontöpfe drüber. Die werden warm und die Wärme bleibt“, erklärt er seinen Trick.
Nutzpflanzen haben Priorität
Das ganze Gemüse und Obst wird bei den Bressans eingekocht, eingefroren oder zu weiteren Produkten wie Marmelade oder Gelee verarbeitet. Das ist allerdings Sache seiner Frau Anne, die ursprünglich vom Land kommt und sich gut mit der Haltbarmachung auskennt. Wie gut, dass die Familien der beiden Söhne ebenfalls Freude an den Produkten des Gartens haben, denn es kommt schon immer eine Menge zusammen.
Es gibt kaum einen Fleck im Garten, der nicht genutzt wird. Ein Blick von oben auf den schräg abfallenden Garten unterstreicht dieses Bild: Die Nutzpflanzen haben hier ganz klar Priorität. In einem Jahr pflanzt Hans Bressan von oben nach unten, im nächsten Jahr von unten nach oben. Diese Abwechslung sei wichtig, damit der Boden gut bleibe.
Sammelleidenschaft auf wenigen Quadratmetern
Für Dietmar Goldbeck bedeutet das Kleingärtnern vor allem individuelle Selbstverwirklichung, was sich in seiner Sammelleidenschaft von Palmen und seltenen Heilpflanzen zeigt. Kleingärtner wollte er eigentlich nie werden, weil er das mit lauter Regularien in Verbindung brachte. Doch Kleingärtnern geht auch anders und muss nicht immer bedeuten, dass alles nur in Reih und Glied wächst. Sein 400 Quadratmeter großes Grundstück bietet den Beweis: Der subtropische Gürtel rund um die Welt ist in seinem Garten auf Schellenberg in Form von Pflanzen präsent.
In Goldbecks Pflanzensammlung sind auch einige frei ausgepflanzte Palmen zu finden, wie verschiedene Hanf- und Sabalpalmen. Außerdem besitzt er eine zugleich nach Banane, Pfirsich und Ananas schmeckende Indianerbanane, verschiedene Ingwersorten, chinesische Datteln, brasilianische Guaven und die dreiblättrige Zitrone, aus der man auch Zitronat machen kann. In seinem Gewächshaus gedeihen neben Tomaten und Paprika ayurvedische Kräuter, die ihm zur Teeherstellung dienen. Aus den Maulbeeren hat er sich im vergangenen Jahr auch schon mal einen leckeren Aufgesetzten gemacht. Eine Vielzahl an Exoten aus Nordamerika, Südamerika, Ostasien, Vorderasien, Mittelmeer gedeihen hier und trotzen sogar kalten Wintern.
Mit Mischkultur zum Ernteglück
Die Pflege der Pflanzen und Bäume in seinem Garten macht ihm viel Arbeit, aber auch Spaß. „Ich bin jeden zweiten Tag im Garten“, sagt er. „Schneide- und Pflegearbeiten sind schon viel.“ Alles, was er so abschneidet und anschließend durch den Häcksler kleinmacht, nutzt er als oberste lose Bodenschicht für seinen Garten. „Das hält die Feuchtigkeit im Boden und bildet eine Humuslage“, erklärt er. In seinem Garten herrscht eine große Artenvielfalt, die wiederum viele Insekten anlockt. Für die Gestaltung seines Gartens hat er sich bewusst dafür entschieden, der Natur mehr oder weniger ihren Lauf zu lassen, was für einen abenteuerlichen Charakter sorgt. Goldbecks Motto: Mit der Natur arbeiten statt gegen sie, dann wird man auch mit einem hohen Ertrag und einem gesunden Pflanzboden belohnt.